Brüder Grimm: Die Sterntaler (stisknutím nadpisu přejdete na zvukovou ukázku)
[b̥ryːdɐ grɪm ǁ d̥iː ʃtᶜɛɐ̯ntᶜaːlɐ ǁ
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben,
ʔɛs vaːɐ̯ ʔaɪ̯nmaːl ʔaɪ̯n kʰlaɪ̯nəs mɛːtᶜçən ǁ d̥eːm vaːɐ̯ faːtᶜ ʔʊntᶜ mʊtᶜɐ gəˈʃtᶜɔɐ̯bn̩ ǁ
und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen,
ʔʊntᶜ ʔɛs vaːɐ̯ zoː ʔaɐ̯m ǁ d̥as ʔɛs kʰaɪ̯n kʰɛmɐçən meːɐ̯ hatᶜə ǁ daˈrɪn t͡su voːnən ǁ
und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen,
ʔuntᶜ kʰaɪ̯n bɛtᶜçən meːɐ̯ ǁ daˈrɪn t͡su ʃlaːfn̩ ǁ
und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib
ʔuntᶜ ʔɛntᶜlɪç g̊aːɐ̯ nɪçt͡s meːɐ̯ ǁ ʔals d̥iː kʰlaɪ̯dɐ ʔau̯f d̥eːm laɪ̯pᶜ ǁ
und ein Stückchen Brot in der Hand,
ʔuntᶜ ʔaɪ̯n ʃtᶜʏkᶜçən broːtᶜ ʔɪn deɐ̯ hantʰ ǁ
das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.
d̥as ʔiːm ʔaɪ̯n mɪtᶜlaɪ̯dɪgəs hɛɐ̯t͡s g̊əˈʃɛŋkᶜtᶜ hatə ǁ
Es war aber gut und fromm.
ʔɛs vaːɐ̯ ʔaːbɐ guːtᶜ ʔuntᶜ frɔm ǁ
Und weil es so von aller Welt verlassen war,
ʔʊntᶜ v̥aɪ̯l ɛs z̥oː fɔn ʔalɐ vɛltᶜ fɐˈlasn̩ vaːɐ̯ ǁ
ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld.
g̊ɪŋ ʔɛs ʔɪm fɐˈtʰrau̯ən ʔau̯f d̥eːn liːbn̩ gɔtᶜ ǁ hɪˈnau̯s ʔɪns fɛltʰ ǁ
Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach:
d̥aː bəˈgeːgnətᶜə ʔiːm ʔaɪ̯n ʔaɐ̯mɐ man ǁ deɐ̯ ʃpᶜraːx ǁ
“Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungerig.”
ʔax ǁ g̊iːpᶜ miːɐ̯ ʔɛtᶜv̥as t͡su ʔɛsn̩ ǁ ʔɪç b̥ɪn zoː hʊŋərɪç ǁ
Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte:
ʔɛs raɪ̯çtᶜə ʔiːm das g̊ant͡sə ʃtᶜʏkᶜçən broːtᶜ ǁ ʔʊntᶜ z̥aːkᶜtᶜə ǁ
“Gott segne dir s”, und ging weiter.
g̊ɔtᶜ z̥eːgnə diːɐ̯s ǁ ʔʊntᶜ g̊ɪŋ vaɪ̯tᶜɐ ǁ
Da kam ein Kind, das jammerte und sprach:
d̥aː kʰaːm ʔaɪ̯n kʰɪntʰ ǁ d̥as j̥amɐtᶜə ʔʊntᶜ ʃpᶜraːx ǁ
“Es friert mich so an meinem Kopfe,
ʔɛs friːɐ̯tᶜ mɪç z̥oː ʔau̯f maɪ̯nəm kʰɔp͡fə ǁ
schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.”
ʃɛŋkᶜ miːɐ̯ ʔɛtᶜv̥as ǁ v̥oˈmɪtᶜ ʔɪç ʔiːn bəˈdɛkᶜn̩ kʰan ǁ
Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm.
d̥aː tʰaːtᶜ ʔɛs z̥aɪ̯nə mʏt͡sə ʔapᶜ ʔʊntᶜ g̊aːpᶜ z̥iː ʔiːm ǁ
Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind
ʔʊntᶜ ʔals ʔɛs nɔx ʔaɪ̯nə vaɪ̯lə gəˈgaŋən vaːɐ̯ ǁ kʰaːm viːdɐ ʔaɪ̯n kʰɪntʰ ǁ
und hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins;
ʔʊntᶜ hatᶜə kʰaɪ̯n laɪ̯pᶜçən ʔan ʔʊntᶜ froːɐ̯ ǁ d̥aː gaːpᶜ ʔɛs ʔiːm zaɪ̯ns ǁ
und noch weiter, da bat es um ein Röcklein,
ʔʊntᶜ nɔx v̥aɪ̯tᶜɐ ǁ d̥aː baːtᶜ ʔɛs ʔʊm ʔaɪ̯n rœkᶜlaɪ̯n ǁ
das gab es auch von sich hin.
d̥as g̊aːpᶜ ʔɛs ʔau̯x fɔn zɪç hɪn ǁ
Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden,
ʔɛntᶜlɪç g̊əˈlaŋtᶜə ʔɛs ʔɪn ʔaɪ̯nən valtʰ ǁ ʔʊntᶜ ʔɛs v̥aːɐ̯ ʃoːn dʊŋkᶜl̩ gəˈvɔɐ̯dn̩ ǁ
da kam noch eins und bat um ein Hemdlein,
d̥aː kʰaːm nɔx ʔaɪ̯ns ǁ ʔʊntᶜ b̥aːtᶜ ʔʊm ʔaɪ̯n hɛmtᶜlaɪ̯n ǁ
und das fromme Mädchen dachte: “Es ist dunkle Nacht,
ʔʊnt ͡ d̥as frɔmə meːtᶜçən daxtə ǁ ʔɛs ʔɪst ͡ d̥ʊŋkᶜlə naxtʰ ǁ
da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben”,
d̥aː ziːt ͡ d̥ɪç niːmantᶜ ǁ d̥uː kʰanstᶜ v̥oːl daɪ̯n hɛmtᶜ v̥ɛk͡g̊eːbn̩ ǁ
und zog das Hemd ab und gab es auch noch hin.
ʔʊntᶜ t͡soːkᶜ d̥as hɛmtᶜ ʔapʰ ǁ ʔʊntᶜ g̊aːpᶜ ʔɛs ʔau̯x nɔx hɪn ǁ
Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte,
ʔʊntᶜ v̥iː ʔɛs ͡ z̥oː ʃtᶜantʰ ǁ ʔʊntᶜ g̊aːɐ̯ nɪçt͡s meːɐ̯ hatᶜə ǁ
fielen auf einmal die Sterne vom Himmel,
fiːlən ʔau̯f ʔaɪ̯nmaːl diː ʃtᶜɛɐ̯nə fɔm hɪml̩ ǁ
und waren lauter harte blanke Taler;
ʔʊntᶜ v̥aːrən lau̯tᶜɐ haɐ̯tᶜə blaŋkᶜə tʰaːlɐ ǁ
und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben,
ʔʊntᶜ ʔɔpᶜ ʔɛs g̊laɪ̯ç z̥aɪ̯n hɛmtᶜlaɪ̯n vɛk͡g̊əgeːbn̩ ǁ
so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen.
z̥oː hatᶜə ziː ʔaɪ̯n nɔy̯əs ʔan ǁ ʔʊnt ͡ d̥as v̥aːɐ̯ fɔm ʔalɐfaɪ̯nstn̩ lɪnən ǁ
Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.
d̥aː zaml̩tᶜə ʔɛs ͡ z̥ɪç d̥iː tʰaːlɐ hɪˈnaɪ̯n ǁ ʔʊntᶜ v̥aːɐ̯ raɪç fyːɐ̯ zaɪ̯n leːpᶜtᶜaːkᶜ]